Nordschleife für Einsteiger: Der ultimative Guide
Die Nordschleife - auch bekannt als "Die grüne Hölle" - ist mit 20,832 km und 73 Kurven eine der anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt. Für viele Motorsport-Enthusiasten ist es ein Lebenstraum, einmal selbst über den legendären Asphalt zu fahren. Dieser Guide bereitet dich optimal auf dein erstes Nordschleifen-Erlebnis vor.
Die Grundlagen: Was ist die Touristenfahrt?
Die Nordschleife ist an etwa 165 Tagen im Jahr für Touristenfahrten geöffnet. In dieser Zeit gilt die Strecke rechtlich als öffentliche Mautstraße - das bedeutet: StVO gilt! Es gibt kein Tempolimit, aber Überholen ist nur links erlaubt und Rechtsfahrgebot besteht.
Wichtig zu wissen:
- Bei Touristenfahrten gibt es KEINE Flaggensignale
- Gelbe Blinklichter = Gefahr, langsam fahren
- Rote Blinklichter = Strecke gesperrt, nächste Ausfahrt nehmen
- Bei Unfall: Vollkasko greift meist NICHT!
Preise und Tickets (Stand 2024)
Ticketart | Preis | Gültigkeit |
---|---|---|
Einzelrunde | 35€ | Eine Runde |
4er-Karte | 130€ | 4 Runden, übertragbar |
Jahreskarte | 2.100€ | Ganze Saison |
Abendticket | 25€ | Ab 17:15 Uhr |
Vorbereitung: Fahrzeug-Check
Die Nordschleife ist extrem anspruchsvoll für Mensch und Maschine. Eine gründliche Vorbereitung ist essentiell:
Technischer Check (Pflicht!):
- Bremsen: Beläge mind. 50%, Flüssigkeit frisch (DOT 5.1 empfohlen)
- Reifen: Mind. 3mm Profil, Reifendruck prüfen (kalt + warm)
- Öl: Ölstand prüfen, evtl. 0,5L mehr einfüllen
- Kühlflüssigkeit: Stand und Zustand prüfen
- Radschrauben: Drehmoment prüfen
- Tank: Nie mit weniger als 1/3 Tank fahren
Empfohlene Upgrades für Vielfahrer:
- Sport-Bremsbeläge (z.B. Ferodo DS2500)
- Hochtemperatur-Bremsflüssigkeit
- Stahlflex-Bremsleitungen
- Ölkühler bei Turbo-Fahrzeugen
- Semi-Slick Reifen (z.B. Michelin Cup 2)
Die wichtigsten Streckenabschnitte
1. Hatzenbach bis Hocheichen (km 0-3)
Der Einstieg ist technisch anspruchsvoll. Die Hatzenbach-Passage erfordert präzises Einlenken. Vorsicht vor dem Compression bei Hocheichen - hier wird das Auto stark komprimiert.
2. Schwedenkreuz bis Aremberg (km 3-5)
Das Schwedenkreuz ist eine schnelle Linkskurve mit anschließendem Sprung. Aremberg ist steil bergab mit einer gemeinen Bodenwelle am Eingang.
3. Fuchsröhre (km 6)
Die schnellste Passage der Strecke. Vollgas bergab bis 250+ km/h möglich. Am Ende wartet eine Kompression - Vorsicht bei tiefergelegten Autos!
4. Adenauer Forst bis Metzgesfeld (km 7-9)
Technische Sektion mit vielen Richtungswechseln. Die Einfahrt nach Metzgesfeld ist blind - unbedingt rechts halten!
5. Kallenhard bis Wehrseifen (km 9-11)
Sehr schnelle Passage. Miss Hits bei Wehrseifen ist berüchtigt - zu früh eingelenkt bedeutet Abflug!
6. Bergwerk bis Karussell (km 13-14)
Das Karussell ist DIE Ikone. Langsam in die Betonplatten einfahren und dem Radius folgen. Zu schnell = Abflug über die Platten!
7. Hohe Acht bis Wippermann (km 14-16)
Hohe Acht ist der höchste Punkt (620m). Wippermann hat mehrere fiese Bodenwellen - nicht zu aggressiv!
8. Pflanzgarten bis Galgenkopf (km 17-19)
Der Pflanzgarten mit seinen Sprüngen ist spektakulär aber gefährlich. Stefan Bellof S ist sehr schnell - Mut erforderlich!
9. Döttinger Höhe (km 19-20.8)
Die 2km lange Gerade. Hier werden Topspeed-Träume wahr. Aber Vorsicht: Antoniusbuche am Ende ist tricky!
Die goldenen Regeln für Einsteiger
Sicherheit geht vor!
- Rechts fahren, links überholen - IMMER!
- Spiegel checken - Schnellere Fahrzeuge kommen SEHR schnell
- Blinker setzen beim Spurwechsel
- Keine Rennen fahren - es ist kein Wettbewerb
- Eigene Grenzen kennen - 70% sind für Anfänger genug
- Bei Problemen - Warnblinker an und rechts ran
- Kein Anhalten für Fotos - Lebensgefährlich!
Ideallinie für Anfänger
Als Anfänger solltest du nicht die Rennlinie fahren! Bleib rechts und lass schnellere Fahrer links vorbei. Erst mit Erfahrung kannst du beginnen, die Ideallinie zu nutzen. Wichtige Punkte:
- Spät bremsen, früh einlenken ist oft falsch
- Lieber zu langsam rein, dafür früher aufs Gas
- Blickführung: Immer dorthin schauen, wo du hinwillst
- Sanfte Lenkbewegungen - kein Reißen
- Track-Limits beachten (weiße Linien)
Beste Zeiten für Einsteiger
Tageszeit | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Morgens (8-10 Uhr) | Wenig Verkehr, kühle Strecke | Kalte Reifen/Bremsen |
Mittags (12-14 Uhr) | Warme Bedingungen | Voll, viele Anfänger |
Abends (17-19 Uhr) | Günstigere Tickets | Tiefstehende Sonne |
Empfehlung für die erste Fahrt:
Starte an einem Wochentag außerhalb der Ferien, idealerweise morgens. Plane mindestens 3-4 Runden ein: 1. Runde zum Kennenlernen (50%), 2. Runde etwas zügiger (60-70%), 3. Runde mit mehr Vertrauen (70-80%). Niemals gleich Vollgas!
Was tun bei einem Unfall?
- Warnblinker an und wenn möglich von der Strecke
- Hinter der Leitplanke in Sicherheit bringen
- Andere warnen (Warndreieck ca. 200m vorher)
- Notruf: 0800 0 302 112 (Nordschleifen-Hotline)
- Auf Streckenposten warten
- Bergungskosten: Ab 150€, Leitplanke: 35€/Meter!
Versicherung und Kosten
Die meisten Versicherungen schließen die Nordschleife aus! Spezielle Track-Day-Versicherungen gibt es ab 150€/Tag. Bedenke auch die Folgekosten:
- Abschleppen: 150-500€
- Leitplanke: 35€ pro Meter
- Ölspur-Reinigung: 5.000-50.000€!
- Streckensperrung: Bis zu 1.500€/Minute
Nützliche Apps und Tools
- RSR Nurburg App: Zeiten messen und vergleichen
- Bridge to Gantry: Community und Infos
- Apex Nürburgring: Interaktive Streckenkarte
- YouTube: Onboard-Videos zum Lernen
- Gran Turismo/ACC: Virtuelles Training
Unterkunft und Anreise
Rund um die Nordschleife gibt es zahlreiche Unterkünfte:
- Lindner Hotel: Direkt am Ring, gehobene Klasse
- Dorint Hotel: 5 Minuten entfernt, gutes Preis-Leistung
- Pension Zur Burg: Günstig und Biker-freundlich
- Camping: Mehrere Plätze in der Nähe
Fazit: Respekt, aber keine Angst!
Die Nordschleife ist eine Herausforderung, aber mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung ein unvergessliches Erlebnis. Taste dich langsam heran, respektiere die Strecke und andere Fahrer, und vor allem: Genieße es! Es gibt keinen Preis für die schnellste Runde, aber die Rechnung für einen Crash kommt garantiert.
"Wer einmal auf der Nordschleife war, kommt immer wieder!" - Ein wahres Sprichwort unter Ring-Fans.
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